Laterale Knöchelbandverletzung
Inversionsverletzung Knöchel / laterale Knöchelbandverletzung
Die Verletzung des äußeren Knöchelbandes ist eine sehr häufige Verletzung des Knöchels. Die Beschwerden entstehen meist, nachdem jemand umknickt oder den Knöchel verstaucht. Wird eine Knöchelbandverletzung nicht richtig behandelt, kann dies zu einer dauerhaften Instabilität des Sprunggelenks führen.
Die Verletzung wird häufig bei Menschen im Alter von 15 bis 35 Jahren und bei Sportlern gesehen. Besonders Sportler, die viel springen, drehen oder einen Kontaktsport ausüben, haben ein erhöhtes Risiko für eine Verletzung des äußeren Knöchelbands.
Beschreibung der Erkrankung
Die Knöchelbänder sind steife, kräftige Bandstrukturen, die sich an der Innen- und Außenseite des Knöchels befinden. Sie verbinden das Unterschenkel mit dem Fuß und sorgen dafür, dass extreme Bewegungen im Sprunggelenk abgefangen werden.
Wenn wir umknicken oder den Knöchel verstauchen, werden die Knöchelbänder maximal gedehnt. Sie verhindern so in den meisten Fällen, dass der Knöchel komplett umklappt. Wenn die Kräfte größer sind, als die Knöchelbänder aushalten können, können sie teilweise oder vollständig reißen.
Die Verletzung wird in verschiedene Grade eingeteilt. Bei einer Grad 1 Verletzung sprechen wir von einer leichten Zerrung. Dabei sind nur wenige Fasern des Bandes eingerissen. Bei Grad 2 ist die Verletzung schwerwiegender und ein Band kann vollständig abgerissen sein (auch vollständige Ruptur genannt). Wenn mehrere Bänder reißen, sprechen wir von einer Grad 3 Knöchelbandverletzung.
Ursache und Entstehung
Die Beschwerden treten meist in einem klar definierbaren Moment auf, wenn man umknickt oder den Knöchel verstaucht. In einigen Fällen können die Knöchelbänder auch durch eine längere Dehnung während des Sports oder anderer Aktivitäten überlastet werden.
Eine Verstauchung mit Verletzung der äußeren Knöchelbänder wird als Inversionstrauma bezeichnet. Dabei dreht die Fußsohle nach innen und der Knöchel nach außen (siehe Abbildung). Die äußeren Knöchelbänder werden dabei vollständig gedehnt.
In der Regel reißen die Knöchelbänder in einer festen Reihenfolge. In der Regel ist das Knöchelband mit dem Namen Talofibulare anterius zuerst betroffen. Danach reißen nacheinander die Bänder Calcaneofibulare, Talofibulare posterius und Tibiofibulare anterius inferius.
Beschwerden und Symptome
Beschwerden, die mit einer Verletzung des äußeren Knöchelbandes verbunden sind:
- Schmerzen an der Außenseite des Knöchels/Fußes.
- Schwellung (sofort und in den ersten Tagen nach der Verletzung).
- Es kann ein Bluterguss (Hämatom) vorhanden sein.
- Gefühl der Instabilität im Knöchel.
- Fast alle Bewegungen des Knöchels können schmerzhaft sein. Besonders die (passive) Einwärtsdrehung der Fußsohle (Inversion) verschlimmert die Beschwerden, da hierbei die äußeren Knöchelbänder gedehnt werden.
Diagnose
Die Diagnose wird anhand eines Gesprächs mit einem Arzt oder Physiotherapeuten und einer körperlichen Untersuchung gestellt. Wird die Diagnose innerhalb von 0 bis 5 Tagen gestellt, wird die Funktionalitätspunktzahl verwendet. Diese ist ein physiotherapeutisches Messinstrument. Das Ergebnis bestimmt den Behandlungsprozess.
Sollte es nicht möglich sein, vier Schritte auf dem betroffenen Knöchel zu gehen oder bestehen Druckschmerzen an bestimmten Stellen, kann eine Fraktur des Knöchels, auch Knöchelbruch genannt, vorliegen. Dann muss eine Röntgenaufnahme gemacht werden.
Behandlung
Die Behandlung hängt von der Schwere der Verletzung ab. In den ersten Tagen richtet sich die Behandlung hauptsächlich auf Informationsvergabe und Schmerz- und Schwellungslinderung. Dies kann durch Ruhe, Hochlagern des Fußes und Kühlen erreicht werden. Bei Bedarf kann auf Krücken zurückgegriffen werden, um den Fuß zu entlasten. Üben ist innerhalb der Schmerzgrenze erlaubt.
Wenn der Physiotherapeut die Einstufung "leichtes Sprunggelenkverletzung" feststellt und ein normaler Verlauf besteht, ist keine spezifische physiotherapeutische Behandlung erforderlich.
Physiotherapie bei äußeren Sprunggelenkbandverletzungen
Bei schwereren Verletzungen der äußeren Sprunggelenkbänder ist es in den ersten Tagen oft nicht möglich, das Sprunggelenk aufgrund der starken Schwellung zu tapen. In diesem Fall kann ein Verband anstelle von Tape verwendet werden.
Wenn die Schwellung nach 4-5 Tagen abgenommen hat, kann Tape angelegt werden. Das Tapen des Sprunggelenks sorgt für zusätzliche Unterstützung und gibt den Bändern Ruhe zur Erholung. Nach diesen Tagen darf die Belastung auf das Sprunggelenk vorsichtig erhöht werden.
Die Therapie besteht aus dem Optimieren der Beweglichkeit des Sprunggelenks und der Übungstherapie. Die Übungstherapie dient dazu, die Belastbarkeit des Sprunggelenks wieder auf das gewünschte Niveau aufzubauen. Wenn der Patient danach trotzdem wiederholt umknickt, wird der Gebrauch einer Sprunggelenkbandage empfohlen. Diese kann künftig beim Sport oder anderen intensiven Aktivitäten getragen werden. Der Gebrauch einer Sprunggelenkbandage ist funktionell und führt langfristig nicht zu einem Verlust von Stabilität oder Muskelkraft. Es ist also nicht schlimm, eine Sprunggelenkbandage längerfristig zu tragen.
Man sollte beachten, dass die vollständige Genesung von gezerrten oder gerissenen Sprunggelenkbändern mindestens 6 bis 12 Wochen dauert. Die Schmerzsymptome können sogar bis zu einem Jahr nach dem Auftreten der Verletzung vorhanden sein. In den ersten Tagen kann hierüber bereits eine Prognose abgegeben werden. Ein akutes Sprunggelenksverletzung, das nicht richtig behandelt wird, führt zu chronischer Sprunggelenksinstabilität.
Eine Operation wird bei akuten Sprunggelenkverletzungen nur noch selten durchgeführt. Ausgenommen in Fällen, bei denen die Sprunggelenksstabilität beruflich wichtig ist, wird eine Operation in Betracht gezogen. Dies hauptsächlich bei Spitzensportlern oder Berufsgruppen wie Feuerwehrleuten und Militärs.
Übungen
Während des Genesungsprozesses ist es wichtig, die Sprunggelenkbänder auf verantwortungsvolle Weise zu stimulieren, damit sie wieder stärker werden. Hier finden Sie ein professionell zusammengestelltes Übungsprogramm mit Übungen für die äußeren Sprunggelenkbänder.
Sie können Ihre Beschwerden mit dem Online-Physiotherapie-Check überprüfen oder einen Termin bei einer Physiotherapie-Praxis in Ihrer Nähe vereinbaren.
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