Lumbosakral-radikuläres Syndrom (Bandscheibenvorfall)
Bandscheibenvorfall / Hernie nuclei pulposi (HNP) / Diskushernie / Ischias / LRS
Das lumbosakral-radikuläre Syndrom ist ein Sammelbegriff für die Schmerzen, die durch Druck auf eine Nervenwurzel im Rücken entstehen. Dies kann mit Kraftverlust, Kribbeln oder Gefühlsverlust im Bein einhergehen. Die häufigste Ursache für das lumbosakral-radikuläre Syndrom ist der Bandscheibenvorfall im Rücken.
Durch den Wirbelkanal im unteren Rücken verläuft ein Bündel von Nerven. Bei jedem Wirbel tritt links und rechts ein Nerv in Richtung der Beine aus. Die Nerven sorgen unter anderem dafür, dass wir Muskeln steuern und dass Schmerzsignale an das Gehirn weitergeleitet werden.
Beschreibung der Erkrankung
Beim lumbosakral-radikulären Syndrom wird eine Nervenwurzel eingeklemmt oder gereizt an der Stelle, wo die Nerven den Wirbelkanal verlassen. Dadurch können die Signale der Nerven weniger effektiv weitergeleitet werden. Da beim lumbosakral-radikulären Syndrom die Nerven betroffen sind, die zu den Beinen führen, verursacht dieses Syndrom neben Rückenschmerzen auch Probleme in den Beinen. So können Muskeln weniger gut gesteuert werden (Kraftverlust) und das Gefühl kann gestört werden (Schmerzen oder Kribbeln im Bein).
Ursache und Entstehung
In 90 % der Fälle werden die Beschwerden von einem Diskushernie verursacht. Dabei drückt ein vorgewölbter Zwischenwirbel auf den Nerv, wodurch dieser eingeklemmt wird. Bei einer reinen Hernie tritt der Nucleus pulposus aus der Zwischenwirbelscheibe aus. Dies ist ein gelartiger Kern, der sich durch den faserigen Außenring (den Anulus fibrosus) der Zwischenwirbelscheibe drängt.
In einigen Fällen liegt die Ursache bei einer Verengung im oder um den Wirbelkanal. Dies kann geschehen, wenn ein Wirbel durch das Altering seine Form verändert, wenn ein Wirbel im Verhältnis zu einem anderen Wirbel verschiebt (Spondylolisthesis) oder wenn ein Wirbel bricht und/oder einsackt.
Ischias und Hernie
Die Begriffe 'Ischias' und 'Hernie' werden oft synonym verwendet. Ischias ist der Nervenschmerz im Rücken, bei dem der Ischiasnerv (der Ischiadicus) betroffen ist. Die Folge sind ausstrahlende Schmerzen ins Bein. Dieser Nervenschmerz wird oft durch eine Hernie (vorwölbende Zwischenwirbelscheibe) verursacht, kann aber auch andere Ursachen haben.
Beschwerden und Symptome
Beschwerden, die zum lumbosakral-radikulären Syndrom gehören, sind:
- Schmerzen im unteren Rücken.
- Der Schmerz strahlt in ein Bein entlang des Verlaufs des Nervs aus (Ischias).
- Manchmal strahlt der Schmerz in beide Beine aus.
- Kribbeln, Gefühlsverlust oder ein taubes oder kaltes Gefühl im Bein.
- Kraftverlust oder gestörte Reflexe.
- Der ausstrahlende Schmerz kann scharf sein und bis unter das Knie oder sogar bis zum Fuß ziehen.
- Der Schmerz im Bein ist meist stärker als der Schmerz im Rücken.
- Die Schmerzen sind oft lageabhängig.
- Das Dehnen des Nervs verschlimmert die Beschwerden (straight leg raise test).
Diagnose
Basierend auf der Erzählung des Patienten und der körperlichen Untersuchung wird eine Einschätzung der Beschwerden vorgenommen. Weitere Untersuchungen mittels Myelografie, Caudografie, einer CT-Scan oder einer MRI werden nur durchgeführt, wenn eine Operation in Betracht gezogen wird oder wenn es Hinweise auf eine andere Ursache als eine Hernie gibt.
Behandlung
Der natürliche Verlauf eines lumbosakralen radikulären Syndroms ist in Bezug auf die Beinbeschwerden meistens günstig. Die Beschwerden im unteren Rücken können jedoch in unterschiedlichem Maße bestehen bleiben. Die Therapie zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und einen günstigen Verlauf abzuwarten. Bettruhe trägt nicht zu einer schnelleren Genesung bei.
Die physiotherapeutische Behandlung besteht in der akuten Phase darin, Ratschläge zu geben, wie mit den Beschwerden umzugehen ist, und Bewegung zu fördern. Darüber hinaus wird Bewegungstherapie angewendet, um die Beweglichkeit des unteren Rückens zu erhalten. In einem späteren Stadium kann spezifisches Krafttraining der Rumpf- und Beinmuskulatur wesentlich dazu beitragen, dass die Beschwerden nicht zurückkehren.
Eine Operation wird nur in schweren Fällen in Erwägung gezogen. Eine Lähmung ist ein relativer Grund, schnell zu operieren. Wenn akutes Eingreifen nicht erforderlich ist, wird in der Regel nicht operiert.
Nehmen Sie in folgenden Fällen sofort Kontakt mit dem Hausarzt auf:
- Wenn es zu einem tauben Gefühl zwischen den Beinen kommt.
- Bei ungewolltem Urinverlust oder wenn man nicht urinieren kann.
- Bei plötzlich stark zunehmendem Kraftverlust.
Übungen
Sehen Sie sich hier das Übungsprogramm mit Übungen für das lumbosakrale radikuläre Syndrom an.
Sie können Ihre Beschwerden mit dem Online-Physiotherapie-Check überprüfen oder einen Termin bei einer Physiotherapie-Praxis in Ihrer Nähe vereinbaren.
Referenzen
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